Der Sommer ist die wärmste Jahreszeit mit langen Tagen und kurzen Nächten, geprägt von Lebensfreude und Leichtigkeit. Die Natur zeigt sich in ihrer vollen Pracht. In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) wird der Sommer dem Element Feuer und somit dem großen Yang zugeordnet. Yang steht für Licht, Wärme, Aktivität und Expansion. Im Gegensatz dazu steht im Winter das Yin für Dunkelheit, Kälte, Ruhe und Kontraktion. Während die Energie des Holzes im Frühling eine stark aufsteigende Kraft ist, drängt die Energie des Feuers nach außen und in alle Richtungen. Umgelegt auf die Lebenszeit eines Menschen entspricht dem Feuerelement die Zeit der Pubertät. Eine oft schwierige Zeit des Übergangs, jedoch meist voller Begeisterung und Tatendrang.
Die explosive Kraft des Feuers
Das Element Feuer steht für die Fähigkeit zu transformieren und zu erschaffen, für Freude, Aktivität und Leidenschaft. Es ermöglicht uns unsere ganze Kraft auf eine Sache zu richten. Aber es ist auch eine explosive Kraft, die schwer zu bändigen ist und unkontrollierbar stark werden kann. Die destruktive Seite des Feuers kann sich in Form von Burn-Outs, dem Gefühl ausgebrannt zu sein, zeigen. Da Yin und Yang einander bedingende Gegensätze sind, benötigt diese ausgeprägte Yang Kraft des Feuers eine ebenso ausgeprägte Yin Kraft um im Gleichgewicht zu bleiben. Die Fähigkeit zu Ruhe und Harmonie, mit uns selbst und unserer Umwelt in verstehende Resonanz gehen zu können, ist die besondere Yin Stärke des Feuers.
Das Herz ist der Kaiser und regiert über alle anderen Organe
Dem Element Feuer sind ausnahmsweise gleich vier Organe zugeordnet. In der TCM ist das Herz der Kaiser und somit die oberste Instanz in unserem Körper. Es regiert über alle anderen Organe, das Blut und die Blutgefäße und ist zuständig für unsere Vitalität, unser Gedächtnis und unsere Emotionen. Die übrigen drei Organe übernehmen eine Schutzfunktion für das Herz. Der Dünndarm ist dafür zuständig, innere und äußere Eindrücke zu verarbeiten und zu integrieren. Im Alltag trennt er das Wichtige vom Unwichtigen und hilft uns das Wesentliche auszusortiern, sowohl in physischer als auch in psychischer Hinsicht. Das Perikard (auch Herzkreislauf) reguliert den Kreislauf, die Durchblutung und den Blutdruck. Es unterstützt das Herz und wirkt wie ein Puffer, um das Herz vor äußeren oder inneren Bedrohungen, wie zum Beispiel Angstsituationen oder Liebeskummer, zu schützen. Der Dreifache Erwärmer ist zuständig für die harmonische Zusammenarbeit aller Organe unseres Körpers und hat damit einen zentralen Einfluss auf das Immunsystem. Er reguliert die Körpertemperatur und unterstützt uns bei Veränderungsprozessen in unserem Leben.
Shen - der Elementargeist des Feuers
Das Herz ist auch die Heimat von Shen, dem Elementargeist des Feuers. Shen entspricht in etwa dem, was wir als Bewusstsein bezeichnen. Es ist der Ursprung unserer Gedanken und Gefühle und verbindet uns mit der Umwelt. Resonanz ist die Basis für jede zwischenmenschliche Kommunikation. Und gerade Kommunikation ist eine der wichtigsten Möglichkeiten unser Herz zu öffnen und unsere Gefühle mit anderen Menschen zu teilen. Ein gesunder Shen leuchtet aus den Augen und verleiht uns eine positive Ausstrahlung und Lebensfreude. Wir sind geistig ruhig und entspannt und besitzen ein gutes Aufnahmevermögen. Unsere Sprache ist klar und deutlich. Auch verfügen wir über ein gutes Gedächtnis und emotionale Stärke voller Liebe und Mitgefühl. Ein geschwächter Shen und somit auch ein unausgeglichenes Feuerelement zeigt sich durch mangelnde Lebensfreude, Angstgefühle, Konzentrations- und Schlafstörungen, Herz-Kreislauferkrankungen, Reizbarkeit, Anspannung und der Unfähigkeit mit Aufregung und Stresssituationen umzugehen.
Wie wir unser Feuer ins Gleichgewicht bringen
Alles was das Herz öffnet, fröhlich stimmt und lebendig macht, tut dem Feuerelement gut. Deshalb sollten wir uns Zeit für die Menschen und Dinge im Leben nehmen, die uns begeistern. Harmonisierend auf das Feuerelement wirkt regelmäßige Bewegung, besonders das Tanzen, sei es alleine oder in Gemeinschaft. Dabei ist auf ein gutes Gleichgewicht zwischen Aktivität und Ruhe zu achten. Meditation hilft uns zur Ruhe zu kommen, den Geist klar werden zu lassen und in unsere Mitte zu finden.
Da im Sommer alles nach außen drängt, kann die Hitze des Feuers auch verdrängte und unterdrückte Gefühle wieder an die Oberfläche bringen. Und das ist gut so, denn auf lange Sicht machen unterdrückte Gefühle krank. Gefühle wollen gefühlt und verstanden werden. Shiatsu unterstützt uns, diese Gefühle im Körper wahrzunehmen und zu integrieren. So können auch weit zurückliegende ungelöste emotionale Themen befreit und wieder neue Impulse für mehr Lebensfreude gesetzt werden. Und wenn das Feuer bereits lichterloh brennt, die Flammen schon zu hoch lodern, innere Unruhe und Stress den Schlaf rauben, dann bietet Shiatsu einen Raum der Stille und Achtsamkeit an, einen Moment des Innehaltens um wieder einen Zustand innerer Ruhe zu erlangen.